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Erziehung hat mit Humor und Lachen zu tun

Pädagoge Jan-Uwe Rogge erzieht lieber Eltern statt Kinder...

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Gemeinsam haben Leutkircher Schulen am Donnerstag den Erziehungsexperten Dr. Jan-Uwe Rogge in die Festhalle nach Leutkirch geholt.
Stephan Ertle, Vorsitzender der Elternbeiräte in Leutkirch und Mitglied im Landesbeirat Baden-Württemberg, eröffnete den Abend vor fast ausverkaufter Halle.
Mit seinem Vortrag in Anlehnung an das gleichnamige Buch „Ohne Chaos geht es nicht – 13 Überlebenstipps für Familien“, ein Plädoyer für die Kunst des Durchwurstelns in der Erziehung, brachte der Familien- und Kommunikationsberater die Festhalle zum Toben.
Wer also glaubte, angesichts des Themas ein staubtrockenes, von erzieherischen Maßnahmen strotzendes Referat zu hören, der hatte sich gewaltig getäuscht.

Rogge, der 1947 in Stade geboren wurde und in der Nähe von Hamburg lebt, über 15 Bücher zu Erziehungsfragen veröffentlicht hat, von denen einige zu Bestsellern und in mehr als 16 Sprachen übersetzt wurden, überzeugte durch Sprachgewandtheit und Fallbeispiele aus seiner Praxis.

Zu Beginn begrüßte er die anwesenden Eltern mit den Worten: „Wenn ich in ihre fertigen Gesichter schaue, also, da möchte ich bei ihnen auch nicht Kind sein.“
Immer wieder plädierte Rogge dafür, dass Erziehung mit Humor und Lachen zu tun habe.
So bekamen im ersten Teil der Veranstaltung erst einmal Mütter ihr Fett weg. „Das menschliche Wesen mit Künstlernamen Mutter ist ein geborener Schwarzseher und lebt nicht im Hier und Jetzt, sondern im pädagogischen Nirwana“, sagte der Familienexperte.
Egal ob Gestik, Mimik oder Sprachgewohnheiten: „Mütter reden immer im pädagogischen Konjunktiv – du könntest und du solltest“, sagte Rogge und nahm an diesem Abend alles genau unter die Lupe. Dabei blieb er immer witzig. Zudem ist Rogge mit einem herausragenden komödiantischen Talent versehen.

Lachen war an diesem Abend also an der Tagesordnung. Während Rogge einerseits feststellte, dass Kinder keine perfekten Eltern wollen, sondern Menschen, die Fehler machen, wusste er andererseits, dass Kinder heutzutage viel Kraft brauchen, um die erzieherischen Maßnahmen der Erwachsenen zu verarbeiten. Sorgenkinder, Einzelkinder oder Sandwichkinder wurden angesprochen, allesamt omnipotent und mit einer Gabe versehen, die Mütter auf die Palme zu bringen.
Denn, wenn eine Mutter aus der Haut fährt, denken Kinder nur: „Mein Gott, ist da Power drin.“ Ferner orakelte Rogge, dass Väter gänzlich anders gestrickt seien als Mütter und dass das, was Eltern den Kindern vermitteln, zu 60 Prozent aus Mimik und Gestik, 33 Prozent Stimmfarbe und nur sieben Prozent Inhalt bestehen würde.

Er machte Mut, indem er erklärte, dass Eltern das Chaos aushalten würden, wenn es angenommen werde, wie es passiert.
Eckpunkte für die Eltern seien Dankbarkeit und Demut, genau dieses Kind bekommen zu haben. Getrübt würde die Dankbarkeit durch Trotzphasen und der Pubertät.
„Wenn du das Trotzalter des Kindes überwunden hast, glaubst du, dass du Licht am Ende des Tunnels siehst. Aber glaubt mir, es ist nur das Licht eines entgegenkommenden Zugs“, wusste Rogge, der erklärte, dass Eltern in der Erziehung nichts im Griff haben.
„Loslassen und trotzdem erziehen, das ist die Erkenntnis.“ So brachte Rogge fernab von Schwarz-Weiß-Malen die Farbe des Alltags ins Spiel und bescherte Eltern und Großeltern einen mehr als interessanten und vergnüglichen Abend.

(Erschienen: Schwäbische Zeitung 10.11.2012)